Der Schlüssel der Träume. Surrealistische Meisterwerke der Collection Hersaint

Fondation Beyeler - 16. Februar – 4. Mai 2025

Max Ernst, Der Hausengel (Der Triumph des Surrealismus), 1937 Öl auf Leinwand, 114 x 146 cm Collection Hersaint © 2024, ProLitteris, Zürich Foto: Peter Schälchli, Zürich
Max Ernst, Der Hausengel (Der Triumph des Surrealismus), 1937 Öl auf Leinwand, 114 x 146 cm Collection Hersaint © 2024, ProLitteris, Zürich Foto: Peter Schälchli, Zürich

17.02.2025

 

(Basel-Riehen/fb) - In einer Weltpremiere zeigt die Fondation Beyeler erstmals eine repräsentative Auswahl surrealistischer Meisterwerke der Collection Hersaint. Die Ausstellung umfasst rund 50 Schlüsselwerke von Künstler:innen wie Salvador Dalí, Max Ernst, René Magritte, Joan Miró, Pablo Picasso, Man Ray, Dorothea Tanning, Toyen sowie Balthus, Jean Dubuffet, Wifredo Lam und vielen anderen. Sie greift zentrale Themen des Surrealismus auf, wie beispielsweise die Nacht, den Traum, das Unbewusste, die Verwandlung oder den Wald als Ort des Rätselhaften. Die Gemälde der Collection Hersaint werden im Dialog mit wichtigen Werken der Fondation Beyeler präsentiert.

 

«Der Schlüssel der Träume», so der Titel eines Hauptwerks René Magrittes aus der Collection Hersaint, verkörpert die surrealistische Grundausrichtung der Sammlung mit ihren zahlreichen Bezügen zur geheimnisvollen und unheimlichen Welt des (Alb-)Traums und des Unbewussten. Begründet wurde die Collection Hersaint durch Claude Hersaint (1904, São Paulo – 1993, Crans-Montana), einem der frühesten und bedeutendsten Sammler der Kunst des Surrealismus. In Brasilien aufgewachsen und dann nach Paris übersiedelt, erwarb er dort 1921 im Alter von 17 Jahren sein erstes Gemälde von Max Ernst. Daraus entwickelte sich eine lebenslange Leidenschaft für die Kunst, die in eine der bemerkenswertesten Sammlungen surrealistischer Malerei mündete. Heute umfasst die Collection Hersaint rund 150 Werke, darunter auch eines der wichtigsten Ensembles von Werken Max Ernsts in Privatbesitz. Zeitlebens war Claude Hersaint mit vielen Künstlerinnen und Künstlern befreundet und unterstützte sie massgeblich. Sein Enthusiasmus und Engagement für die Kunst übertrugen sich auch auf seine Frau Françoise und seine Tochter Evangéline.

 

Unter den zahlreichen Hauptwerken der Collection Hersaint findet sich auch Max Ernsts eindrucksvoller Hausengel (Der Triumph des Surrealismus) von 1937, der zu einer Ikone des Surrealismus schlechthin avanciert ist. Salvador Dalís rätselhaftes und abgründiges Gemälde Das finstere Spiel von 1929 verkörpert die Quintessenz seiner Kunst mit ihrer Hinwendung zu erotischen und psychologischen Tabus. Präsentiert wird auch Balthus’ Passage du Commerce-Saint-André (1952–1954), jenes monumentale Meisterwerk des Künstlers, das seit vielen Jahren als Dauerleihgabe in der Fondation Beyeler zu bewundern ist. Mit Dorothea Tanning und Toyen sind zudem zwei zentrale Surrealistinnen mit charakteristischen Werken vertreten, die so gut wie noch nie öffentlich gezeigt wurden.

 

Claude, Françoise und Evangéline Hersaint verband eine lange freundschaftliche Beziehung zu Ernst und Hildy Beyeler. Die Sammlung Beyeler und die Collection Hersaint weisen Gemeinsamkeiten wie Unterschiede auf und stehen dabei in idealer Weise komplementär zueinander. Die in der Sammlung Beyeler aufscheinenden Bezüge zur surrealistischen Kunst werden im Dialog mit der Collection Hersaint verdeutlicht. In ihrem vielfältigen und fruchtbaren Zusammenspiel entfalten die beiden Sammlungen ein grosses Potenzial. Dies wird offenkundig im Aufeinandertreffen der Meisterwerke der Collection Hersaint und der Bilder aus der Sammlung der Fondation Beyeler, etwa jener von Louise Bourgeois, Jean Dubuffet, Max Ernst, Alberto Giacometti, Joan Miró, Pablo Picasso und Henri Rousseau.

 

Claude Hersaint wurde 1904 in São Paulo geboren, wohin seine aus Elsass-Lothringen stammende Familie Mitte des 19. Jahrhunderts ausgewandert war. Er wuchs im traditionellen Milieu der intellektuellen Oberschicht auf und zog als Jugendlicher nach Paris, wo er die «Sciences Po» besuchte und Jura studierte. Danach arbeitete Claude Hersaint als Bankier, ein Beruf, den er sein Leben lang ausübte. In Paris schloss er enge Freundschaften mit bedeutenden surrealistischen Künstlern wie Max Ernst, Victor Brauner und Óscar Domínguez, aber ebenso mit Balthus und Jean Dubuffet. Auch mit prägenden Schriftsteller:innen, Intellektuellen und Sammlern wie Jacques Lacan, Georges Bataille, Jean Paulhan und Marie-Laure de Noailles war Claude Hersaint befreundet. 1938 heiratete er seine erste Frau Hélène Anavi, eine schillernde und mondäne Persönlichkeit ihrer Zeit. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs und der Verfolgung durch die Nationalsozialisten verliessen Claude Hersaint und Hélène Anavi Anfang 1942 überstürzt Paris. Nachdem sie zuerst nach Rio de Janeiro geflüchtet waren, emigrierten sie danach nach New York. Dort entstanden Freundschaften mit Robert Oppenheimer, Claude Lévi-Strauss, Leo Castelli und Pierre Matisse sowie mit Man Ray, Dorothea Tanning und zahlreichen Künstler:innen, die während des Krieges ins Exil gegangen waren.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Claude Hersaint nach Paris zurück, wo er seine zweite Frau, Françoise Moutier, kennenlernte. Ab 1948 lebten Claude Hersaint und später auch Françoise Hersaint in Montreux und Paris, bis sie sich schliesslich in Crans-Montana im Wallis niederliessen. Nach dem Tod ihres Mannes engagierte sich Françoise Hersaint massgeblich für die Sammlung. Ihre gemeinsame Tochter Evangéline Hersaint führt heute die Collection Hersaint weiter und macht sie mit dieser Ausstellung erstmals einem breiten Publikum zugänglich.

 

Ein reich bebilderter Katalog in Deutsch und Französisch, herausgegeben von Raphaël Bouvier für die Fondation Beyeler und gestaltet von Uwe Koch und Silke Fahnert, erscheint begleitend zur Ausstellung im Hatje Cantz Verlag, Berlin. Er umfasst 152 Seiten und enthält ein einführendes Vorwort sowie ein ausführliches Gespräch mit der Sammlerin Evangéline Hersaint.

 

«Der Schlüssel der Träume. Surrealistische Meisterwerke der Collection Hersaint» entsteht dank der grosszügigen Unterstützung durch Evangéline und Laetitia Hersaint-Lair. Die Ausstellung wird von Dr. Raphaël Bouvier, Senior Curator der Fondation Beyeler, kuratiert. 

 

Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt durch:

Beyeler-Stiftung

Hansjörg Wyss, Wyss Foundation

 

Fondation Beyeler

Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel ist international bekannt für ihre hochkarätigen Ausstellungen, ihre bedeutende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst sowie ihr ambitioniertes Veranstaltungsprogramm. Das von Renzo Piano entworfene Museumsgebäude ist idyllisch in einem Park mit altem Baumbestand und Seerosenteichen gelegen. Die Lage inmitten eines Naherholungsgebiets mit Aussicht auf Kornfelder, Kuhweiden und Rebberge an den Ausläufern des Schwarzwalds ist einzigartig. Im angrenzenden Park realisiert die Fondation Beyeler mit dem Schweizer Architekten Peter Zumthor einen Museumsneubau und verstärkt so die harmonische Verbindung von Kunst, Architektur und Natur.

 

Weitere Auskünfte: 

www.fondationbeyeler.ch 

Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen

 

 

Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10–18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr